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Im Reich des Veilchenblauen Wurzelhalsschnellkäfers

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Der Veilchenblaue Wurzelhalsschnellkäfer (Limoniscus violaceus) gehört zu den größten Raritäten unserer Käferfauna und erst wenige Menschen hatten bisher die Möglichkeit diese Art in Deutschland lebend zu sehen. Der kleine und sehr hübsch violettschillernde Schnellkäfer ist als „Art von gemeinschaftlichem Interesse“ im Anhang II der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union aufgeführt und damit sind die EU-Mitgliedsstaaten verpflichtet zu seinem Erhalt Maßnahmenprogramme aufzustellen und besondere Schutzgebiete auszuweisen. Doch durch seine unscheinbare und sehr spezielle Lebensweise wissen wir bislang viel zu wenig über die Verbreitung von Limoniscus violaceus, den man daher auch treffend als "Phantom" von wilden und urwüchsigen Wäldern bezeichnen kann.

Urwald im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin (Brandenburg)
Urwald im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin (Brandenburg)

Da die Art bislang nur in ursprünglichen, nicht künstlich aufgeforsteten Wäldern gefunden wurde, gilt Limoniscus violaceus als ein Urwaldrelikt. Dort wo er noch vorkommt besiedelt der Käfer bodennah gelegene, größere ausgefaulte Baumhöhlen in Stieleichen (Quercus robur), Rotbuchen (Fagus sylvatica), Linden (Tilia spp.) oder Ulmen (Ulmus spp.). Diese Baumhöhlen müssen immer einen Kontakt zum Erdboden haben und so eine gewisse Feuchtigkeit aufweisen. Nur so können sie dem anspruchsvollen Käfer einen geeigneten Lebensraum bieten. Die Larvalentwicklung dauert mindestens zwei Jahre und findet im schwarzen, humusartigen Mulm, der durch Tätigkeit anderer Insekten (z. B. Käfer und Ameisen) entstanden ist, statt. Die ausgewachsenen Käfer sind im Mai und Juni besonders aktiv und sollen in dem Zeitraum auch außerhalb der Höhlen anzutreffen sein. Zahlreiche Nachweise ausgewachsener Käfer stammen jedoch aus dem Winterhalbjahr, wo die Tiere in ihren Puppenlagern ab Ende September gefunden werden können. Die Verpuppung findet in kleinen morschen Holzstücken im oder auf dem Mulm, sowie im weichen, faulenden Holz der Innenwände des Holzkörpers statt.


In Deutschland sind historische und aktuelle Nachweise von Limoniscus violaceus bislang nur aus Rheinland-Pfalz, Hessen, Bayern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und dem Saarland bekannt. Diese Auflistung täuscht jedoch, denn meist sind aus diesen Bundesländern jeweils immer nur ein aktueller Fundort bekannt. In ganz Deutschland kommen wir zur Zeit nur auf rund ein halbes Dutzend Vorkommen. Obwohl die Art durch ihren FFH-Status im Mittelpunkt des europäischen Naturschutzes steht, ist der Kenntnisstand über die Verbreitung und Bestandssituation von Limoniscus violaceus fast überall als mangelhaft zu bewerten. Lediglich in Hessen, wo er im Bereich des Nationalparks Kellerwald-Edersee ein Häufigkeitszentrum besitzt, ist der Wissensstand deutlich besser. In Brandenburg aber ist das (inzwischen) ganz anders, obwohl die Uckermark bis vor rund 80 bis 100 Jahren als ein Hotspot der Art in Deutschland galt. Seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges waren Nachweise hier über viele Jahrzehnte kaum bekannt. Umso mehr freute ich mich, als ich die Art nach gezielter Suche in 2018 in Brandenburg - rund 15 Jahre nach dem letzten Nachweis - wiederfinden konnte. Mir gelangen damals auch recht gute Bilder der Art, welche mir sehr viel bedeuten und bedingt durch die Art auch einen hohen Seltenheitswert besitzen. Seit 2018 war ich noch oft aus eigenem Ansporn, aber auch für das FFH-Monitoring des Landesamt für Umwelt Brandenburg auf der Suche nach weiteren Vorkommen der Art. Mir gelang es aber lediglich den bereits bekannten Fundort in 2022 durch Larvennachweise in einem weiteren Baum erneut zu bestätigen.

 

Solche Arten und Begegnungen begeistern mich immer wieder aufs Neue. Als Naturfotograf kann ich mich über so etwas viel mehr erfreuen, als wenn ich wie so viele andere Fotografen plakativen Arten wie Bienenfresser und Wolf mit der Kamera hinterher jage. Von diesen Arten tristen tausende von Bildern ihr Dasein auf Fotografen-Festplatten. Es gibt aber noch so viele andere seltene und bedrohte Arten, welche bislang noch nicht gut fotografiert wurden, es aber verdienen in den Blickpunkt der Berichterstattung über die Biodiversitätskrise gerückt zu werden. Lasst es uns anpacken ...

 


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