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Orchideen zwischen Lobau und Murnauer Moos

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Die Umgebung von Wien war schon lange eines meiner Wunschziele zur Orchideensuche. Diesen Juni war es nun endlich soweit. Am 06. Juni ging es direkt von Berlin aus mit dem Auto zuerst in Richtung Prag. Aufgehalten durch die vielen Baustellen auf den tschechischen Autobahnen, kam ich erst am späten Nachmittag dann auch in Wien an, wo ich in der Lobau direkt mein erstes Ziel ansteuerte. Hier war ich mit Karin Rollett-Vlcek (http://picartbykarin.com) und Gerhard Vlcek (http://www.foto-vision.at) verabredet, die mir ihre Orchideenschätze zeigten, die in diesem Jahr besonders gut blühten. Besonders hatte ich es hier auf den Violetten Dingel (Limodorum abortivum) abgesehen, den ich nun endlich einmal blühend sehen durfte. Die Art hatte ich bislang nur 2002 verblüht am Oberrhein und 2005 knospig in der Südeifel gesehen. In der Lobau bei Wien war es 2019 für diese Art ein besonders gutes Jahr. Wir fanden am Standort über 100 Exemplare. Das nächste Ziel nur wenig entfernt war hier ein Heißlände (in Deutschland: Brenne) mit einem besonders großen Bestand an Wanzenorchis (Anacamptis coriophora). Hier blühen jährlich mehrere tausend Exemplare dieser in Deutschland vom Aussterben bedrohten Orchideenart. Das Highlight und Hauptziel auf der Fläche waren jedoch die hier vergleichsweise häufig auftretenden albinotischen Pflanzen. Daneben fanden wir u.a. Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera) und Fleischfarbenes Knabenkraut (Dactylorhiza incarnata).

Am nächsten Tag suchte ich ein weitere „Zielart“ in der Lobau auf. Nach vielen Jahren des Bewunderns in Orchideenbüchern wollte ich endlich einmal selber die Adriatische Riemenzunge (Himantoglossum adriaticum) sehen. Auf einer versteckten Wiese, ebenfalls ein Heißlände, fand ich dank eines Tipps einen sehr großen Bestand der Art von über 100 Exemplaren, die gerade aufblühten.

Meine nächsten Ziele führten mich dann in bayerisch-österreichisches Grenzgebiet, wo ich einen der letzten Fundorte des Spitzels Knabenkrauts (Orchis spitzelii) aufsuchte. Die Chancen, die Art bereits blühend vorzufinden, waren gering und dieses bewahrheitete sich auch vor Ort. Auf rund 1.500 Metern war die Vegetation in diesem Jahr noch nicht weit genug. Überall fanden sich noch große Schneefelder und die Alpen-Soldanelle (Soldanella alpina) war gerade erst in Hochblüte. Daher ging es schnell weiter in Richtung Sudelfeldpass, wo überall an den Straßenrändern große Bestände des Schwertblättrigen Waldvögleins (Cephalanthera longifolia) blühten. Auf den Bergwiesen blühten große Mengen des Breitblättrigen Knabenkrauts und des Prächtigen Manns-Knabenkrauts (Orchis mascula subsp. speciosa). Auch Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea), Großes Zweiblatt (Listera ovata), Grüne Hohlzunge (Coeloglossum viride), Grünliche Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha) und Fuchs-Knabenkraut (Dactylorhiza fuchsii) blühten gerade auf.

 

Im moorreichen bayerischen Alpenvorland suchte ich auch einige tolle Kalk-Flachmoore auf, in denen ich viele und seltene Arten fand. Insbesondere die großen Bestände des Sumpf-Knabenkrauts (Anacamptis palustris), des Strohgelben Knabenkrauts (Dactylorhiza ochroleuca) und des Traunsteiners Knabenkrauts (Dactylorhiza traunsteineri) waren wunderschön. Besonders das große Murnauer Moos kann ich hier in besonderer Weise empfehlen, wo man die großen Bestände des Strohgelben und des Traunsteiners Knabenkraut bereits von der Straße aus bewundern kann.

Am letzten Tag meiner Reise besuchte ich noch in der Nähe von München eine kleine aber sehr wunderschöne Feuchtwiese an der Amper, an der ich meine ersten Exemplare einer besonderen Varietät des Fleischfarbenen Knabenkrauts (Dactylorhiza incarnata var. hyphaematodes) fand. Diese zeichnet sich dadurch aus, dass die Pflanzen Laubblätter besitzen, die beidseitig intensiv gefleckt sind. Es handelt sich um eine sehr seltene Form, die heutzutage in Deutschland fast nur noch an wenigen Stellen in Südbayern vorkommt.

 


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